Annaberger Kreuzweg

Das Vermächtnis von Sepp Gamsjäger

Nachbildung des Annaberger Kreuzwegs
Gezeigt von Traude Moser (Cousine von Sepp Gamsjäger)

Annaberg ist nur als Wallfahrtort und als einer der heiligen Orte an der Via Sacra ein Begriff. Mit Professor Sepp Gamsjäger und dem Annaberger Kreuzweg hat das Dorf mitten im Naturpark Ötscher-Tormäuer auch für Kunstkenner einiges zu bieten. Der 1991 verstorbene Künstler hinterlässt ein vielfältiges Schaffen.

Vom Kind einer Holzfällerfamilie schaffte der Annaberger Bauernbub den Abschluss den Diplomabschluss der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Das ganze Leben galt seine große Liebe dem Porträtmalen. Sein feiner Strich verlieh ihm auch den Beinamen “Albrecht Dürer des Ötscherlandes.” Vom Holzknecht bis zum Promi, vom Dorfbauern bis zum Papst – hunderte Kohlestiftporträts finden sich in seinem reichen Nachlass.

Überregionale Bekanntheit erlangte Gamsjäger mit dem 1973 geschaffenen Annaberger Kreuzweg mit 14 Bildtafeln in der Technik der Monotypie. Das Bild wird auf eine Glasplatte gemalt und noch nass auf ein Papier gepresst. Die Farben und Umrisse verlaufen dabei. Das Wesentliche bleibt erkennbar, für die Phantasie bleibt jedoch viel Spielraum. Die Farbe violett ist die liturgische Farbe der Fasten- und Passionszeit. Durch stellenweise Mischung mit Grün entstand ein schmutziger Ton. Unordnung symbolisiert die Sünde, das Böse ist in roter Farbe gemalt. Der Bildrahmen symbolisiert den Körper Christi. Die Nägel, die den Körper des Erlösers durchstoßen, stehen für die Kreuzigung und das Leiden Christi. Das Bild wird von drei Säulen getragen, die den Glauben, die Hoffnung und die Liebe darstellen.

In der Karwoche 1973 wurde dieses 14-teilige Tafelwerk in der Anordnung eines gotischen Flügelaltars erstmals in der Annaberger Pfarrkirche vor dem Hochaltar der Wallfahrtskirche in Annaberg aufgebaut. Seitdem wird dieses Bildtafelwerk Annaberger Kreuzweg genannt und war bisher in mehr als 80 Gotteshäusern zu sehen. In der Osterwoche 2023 war der Kreuzweg nach Langem wieder in der Annaberger Wallfartskirche zu bestaunen.

Die Inspiration dazu kam vom Konzertsänger Günther Lesche aus Deutschland, der bei der Weihnachtsausstellung von Prof. Gamsjäger auf seiner selbst erbautem Domizil der Gamsburg den Zyklus „Die Kreuzigung“ sah und ihn motivierte, den gesamten Kreuzweg in dieser Technik zu gestalten.

Seit August 2004 finden sich die Kreuzwegbilder auch an der Via Sacra – dem alten Pilgerweg von Wien nach Mariazell. Die Originalbilder dienten als Vorlage. Diese sind auf Emailplatten gebrannt und in 14 Bildrahmen entlang der Heiligen Straße aufgestellt. Der Gamsjäger-Motivweg zwischen Annaberg und dem Annabergerhaus am Tirolerkogel führt zu ausgewählten Malplätzen des Künstlers.

Die Gamsburg ist bis heute Schauplatz von Porträt- und Aquarellseminaren. Gamsjäger kreierte auch Plakate für den Sommer- und Wintertourismus in Niederösterreich. Für Firmen wie Tungsram, Maggi, Kapsch oder Wienerwald schuf er Werbesujets für Markenartikel und für Ford Auto-Illustrationen.